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Von Brigitte Giovanazzi

Die ganz Welt in Quarantäne, das öffentliche und auch das religiöse Leben nahezu ausgesetzt. Wir befinden uns zweifelsohne in einer herausfordernden Zeit. Und jetzt: Spurensuche? In diesem ganzen Wirrwarr danach fragen, was uns Gott damit sagen will?

Nun fordert mich die Auseinandersetzung mit dem möglichen eigenen Sterben dazu auf, den Glauben an Gott, der ewiges Leben verheißt, noch einmal ganz anders, intensiver, zu erleben. Der Palmsonntag soll uns an Jesu Einzug in die Stadt Jerusalem vor 2000 Jahren erinnern.Wie einen König haben die Menschen ihn damals gefeiert. In den Händen Palmzweige. Wir können in den nächsten Tagen Schritt für Schritt mit Jesus gehen - bis zu seinem Tod am Kreuz am Karfreitag, aber auch bis zu seiner Auferstehung an Ostern.

Palmsonntag – das ganze Spektrum menschlicher Gefühlsregungen steckt zwischen dem Jubelruf und den Hasstiraden, die da angestimmt werden und ansteckend sind. Wir dürfen nicht aufhören, diese Geschichte zu erzählen, auch wenn sie schmerzt und uns die eigenen Schwächen schmerzhaft bewusst macht. Aus der Gottesherrlichkeit ist der Sohn in die tiefste Erniedrigung hinabgestiegen.

Er hat den Kreuzestod auf sich genommen. Sein Gehorsam war Liebe zum Vater und Liebe zu den Menschen. An ihm sollen wir uns orientieren: „Seid untereinander so gesinnt, wie es dem Leben in Christus Jesus entspricht“. Wir dürfen nicht mitschreien, wenn der Stab über andere gebrochen wird. Wir sind aufgefordert, unser Kreuz zu tragen und Jesus zu folgen.

Die grünen Palmzweige erinnern an die Zweige, die die begeisterte Menge bei Jesu Einzug in Jerusalem trug. Wir können sie aber auch als Zeichen des Lebens und des Sieges deuten. Sie weisen dann schon auf Ostern voraus, und wenn wir sie zu Hause hinter einem Kreuz anstecken, dann erinnern sie uns das ganze Jahr daran, dass Jesu Kreuz Leben bringt. Für mich heißt das: Auch in der Extremsituation, in der wir uns jetzt befinden, dürfen wir auf Gott vertrauen. Er verlässt uns nicht und bleibt an unserer Seite. Gerade in Krankheit, Not, ja selbst im Tod. Die österliche Bußzeit gibt uns die Möglichkeit innezuhalten und ganz Ohr zu werden. Und darum frage ich euch: Wann habt ihr zuletzt einmal bewusst geschwiegen und auf euer Herz gehört? Wann habt ihr zuletzt eine solche Stunde der Stille erfahren? Was bewegte sich in eurem Herzen? Gönnen wir uns eine solche Zeit, sie wird der Seele gut tun. Und möge diese Zeit zu einer Begegnung mit Jesus Christus werden. In jedem Neubeginn bleibt die Gnade Gottes, sein Bleiben bei uns. Wir dürfen ihm mit unserem Bleiben antworten. Ich versuche still zu werden und die Stille auszuhalten. Lasst uns versuchen als überzeugte Jünger in diese Karwoche einzutreten, damit wir auch in Wahrheit als überzeugte Jünger seine Auferstehung mitfeiern dürfen.

 

Weitere Sonntagsgedanken finden sie hier (5. Fastensonntag), hier (4. Fastensonntag) und  hier (3. Fastensonntag).

Weitere Gedanken finden sie hingegen hier.